
Bilgenpumpen – Sicherheit durch zuverlässige Entwässerung
Wasser im Boot ist nie eine gute Nachricht – ganz gleich, ob es sich um harmlose Kondensflüssigkeit oder einen ernstzunehmenden Leck handelt. Was oft übersehen wird: Die Bilge, der tiefste Punkt im Rumpf, ist der erste Ort, an dem sich solches Wasser sammelt – und genau dort kommt die Bilgenpumpe ins Spiel. Sie ist eines der wichtigsten, aber am wenigsten beachteten Sicherheitssysteme an Bord. Ob manuell oder elektrisch, automatisch gesteuert oder im Notfall von Hand bedient: Die richtige Auswahl, Installation und Wartung der Bilgenpumpe kann im Ernstfall über den Ausgang entscheiden. In diesem Beitrag zeigen wir, worauf es wirklich ankommt – vom Pumpentyp bis zur Alarmanlage, von gesetzlichen Empfehlungen bis zur Praxis auf See.
1. Warum eine funktionierende Bilgenpumpe unverzichtbar ist
Die Bilge ist der tiefste Bereich im Rumpf eines Bootes – und gleichzeitig der Ort, an dem sich Wasser ansammelt, das dort nicht hingehört. Ob durch undichte Seeventile, Kondenswasser, Regen, Wellenschlag oder Leckagen: Wasser in der Bilge ist nie harmlos. Eine zuverlässige Bilgenpumpe ist daher eines der wichtigsten Sicherheitssysteme an Bord.
Im Normalbetrieb sorgt sie dafür, dass sich kein Stauwasser ansammelt, das Gerüche verursacht oder zu Korrosion an Tanks, Kabeln und Rumpfteilen führt. In Notsituationen, etwa bei starkem Wassereinbruch, kann eine leistungsstarke Bilgenpumpe entscheidende Minuten verschaffen – bis die Ursache behoben oder Hilfe erreicht ist.
Je nach Bootstyp, Revier und Nutzung ist nicht nur die Art der Pumpe entscheidend, sondern auch ihr Standort, die Förderleistung und ob sie manuell oder automatisch betrieben wird. Wer auf Nummer sicher gehen will, verlässt sich nicht auf eine einzige Lösung – sondern kombiniert mehrere Systeme sinnvoll.
2. Manuell oder elektrisch? – Pumpentypen im Überblick
Bilgenpumpen lassen sich grundsätzlich in zwei Hauptkategorien unterteilen: manuelle und elektrische Systeme. Beide haben ihre Berechtigung – in der Praxis bewährt sich meist eine Kombination aus beidem.
2.1. Manuelle Bilgenpumpen
Sie funktionieren unabhängig vom Bordstrom und sind damit besonders zuverlässig im Notfall. Über eine Hebelmechanik oder Fußpumpe wird Wasser aus der Bilge gefördert – ideal als Backup-System oder Ergänzung zur elektrischen Hauptpumpe. Wichtig ist, dass sie leicht zugänglich montiert ist und über ausreichend dimensionierte Schläuche verfügt.
2.2. Elektrische Bilgenpumpen
Diese Pumpen übernehmen den Großteil der Entwässerung im Normalbetrieb. Sie werden über einen Schalter oder automatisch über einen Schwimmerschalter aktiviert. Moderne Modelle bieten eine hohe Förderleistung bei kompakter Bauweise – ideal für die Dauerinstallation in Motor- und Segelyachten. Die Stromversorgung muss allerdings zuverlässig abgesichert und gegebenenfalls redundant ausgelegt sein.
2.3. Handmembranpumpen und Notpumpen
Zusätzlich gibt es tragbare Pumpen oder Pumpen mit Handkurbel – nützlich bei kleineren Booten, Beibooten oder als mobile Lösung im Werkzeugkoffer. Sie sind einfach zu bedienen, aber bei größeren Wassermengen schnell überfordert.
Empfehlung: Eine funktionierende Kombination aus elektrischer Hauptpumpe mit Automatikbetrieb und manueller Backup-Pumpe bietet auf den meisten Yachten die höchste Betriebssicherheit – und sollte regelmäßig getestet werden.
Bilgepumpen
3. Förderleistung, Schläuche & Einbauorte – worauf es wirklich ankommt
Eine Bilgenpumpe ist nur so gut wie ihr Zusammenspiel mit den übrigen Komponenten: Förderleistung, Schlauchdimensionierung und der richtige Einbauort sind entscheidend für einen zuverlässigen Betrieb – besonders im Notfall.

Wichtige Punkte im Überblick:
- Förderleistung:
- Wird in Litern pro Stunde (l/h) oder Gallonen pro Stunde (GPH) angegeben
- Kleinere Boote: ca. 1.500–2.000 l/h (500 GPH)
- Größere Yachten: mind. 3.000–4.500 l/h oder mehr
- Bei starkem Wassereinbruch: mehrere Pumpen oder Hochleistungssysteme empfohlen
- Schläuche:
- Großzügige Dimensionierung, passend zur Pumpe
- Knickfrei, möglichst kurz, mit wenigen Bögen verlegen
- Rückschlagventile gegen Rücklauf – regelmäßig prüfen
- Einbauort:
- Tiefster Punkt der Bilge – auch kleine Wassermengen werden erfasst
- Zusätzliche Pumpe höher montiert für Notbetrieb
- Auslass über die Wasserlinie – idealerweise im Heckbereich
Hinweis: Der Rückfluss durch Seegang oder fehlerhafte Ventile kann die gesamte Pumpenfunktion gefährden – regelmäßige Wartung ist daher essenziell.
4. Automatikbetrieb, Schwimmerschalter & Alarmsysteme
Damit eine elektrische Bilgenpumpe ihre Aufgabe auch in Abwesenheit der Crew oder bei Nacht erfüllen kann, ist der automatische Betrieb über Schwimmerschalter sinnvoll – bei vielen modernen Yachten heute Standard.
Der Schwimmerschalter aktiviert die Pumpe, sobald der Wasserstand einen bestimmten Pegel erreicht. Es gibt mechanische und elektronische Varianten – beide sollten installiert und regelmäßig auf Funktion geprüft werden. Eine falsche Montage kann dazu führen, dass die Pumpe nicht auslöst – oder dauerhaft läuft, weil der Schalter verklemmt ist.
Ergänzend empfiehlt sich die Installation eines Bilgenalarms, der bei ungewöhnlich hohem Wasserstand ein akustisches oder optisches Signal auslöst – unabhängig vom Pumpenbetrieb. So wird auch im Schlaf oder bei geschlossener Kajüte ein drohender Wassereinbruch bemerkt.
Einige Systeme bieten eine Kombination aus Pumpe, Schwimmerschalter und Alarm in einem kompakten Modul – ideal für kleinere Boote oder den Nachrüstsatz. Auf größeren Schiffen ist eine getrennte Ansteuerung meist sinnvoller, um gezielt und manuelle Übersteuerung zu ermöglichen.
Praxis-Tipp: Der Automatikbetrieb ist kein Ersatz für regelmäßige Kontrolle. Die Funktion sollte vor jedem Törn getestet werden – am besten durch manuelles Anheben des Schwimmers oder gezielte Wasserzugabe in die Bilge.
Lenzpumpen
5. Wartung, Reinigung und typische Fehlerquellen
Auch die beste Bilgenpumpe nützt nichts, wenn sie im Ernstfall versagt. Deshalb gehört eine zu den wichtigsten Maßnahmen für die Betriebssicherheit. Viele Probleme lassen sich mit einfachen Handgriffen vermeiden.
Zu den häufigsten Fehlerquellen zählen:
- Verstopfte Siebe oder Schmutzfilter – durch Öl, Haare, Stoffreste oder Schmutz
- Korridierte Kontakte bei elektrischen Anschlüssen, besonders in feuchten Bilgen
- Defekte Schwimmerschalter durch Ablagerungen oder mechanische Blockierung
- Undichte Schlauchverbindungen oder gequetschte Schläuche
Die Bilge sollte regelmäßig gereinigt werden – nicht nur aus hygienischen Gründen, sondern auch um sicherzustellen, dass keine Ablagerungen den Ansaugtrakt behindern. Viele Pumpen verfügen über abnehmbare Siebe oder Filtereinsätze, die leicht gereinigt werden können.
Elektrische Anlagen sollten auf festen Sitz, Schutz vor Feuchtigkeit und intakte Sicherungen geprüft werden. Ein kurzer Funktionstest vor jedem Törn – etwa durch gezielte Wasserzugabe – gibt Sicherheit. Bei Automatikpumpen sollte auch der Schwimmer überprüft werden.
6. Zusätzliche Sicherheitsaspekte und gesetzliche Anforderungen
In der gewerblichen Schifffahrt sind Bilgenpumpen und Wassereinbruchssysteme streng geregelt – für Sportboote gelten in der EU dagegen . Dennoch fordern Versicherer und Sachverständige eine an die Bootslänge und Nutzung angepasste Ausrüstung.
Die allgemeine Empfehlung lautet:
- Boote unter 8 m: mindestens eine manuelle oder elektrische Bilgenpumpe
- Boote zwischen 8 und 12 m: elektrische Hauptpumpe und manuelle Backup-Pumpe
- Boote über 12 m: mehrere voneinander unabhängige Systeme mit Alarmfunktion
Wer an Regatten teilnimmt oder in bestimmte Reviere segelt, sollte sich mit den lokalen Anforderungen und Reglements vertraut machen. Offshore-Rennklassen oder Langfahrtregatten schreiben oft redundante Systeme mit Mindestförderleistung vor.
Komplettsysteme mit automatischer Pumpe, Alarm, Rückschlagventil und integriertem Filter bieten sich für Nachrüstungen an – besonders, wenn der Zugang zur Bilge schwierig ist. Auch der Austausch älterer Pumpen lohnt sich: Moderne Systeme arbeiten leiser, effizienter und zuverlässiger.

7. Fazit: Wassereinbruch erkennen – und beherrschen
Wasser in der Bilge ist nicht ungewöhnlich – aber es darf nie unterschätzt werden. Eine gute Bilgenpumpe ist mehr als Komfort: Sie ist ein entscheidender Faktor für die Sicherheit und Einsatzbereitschaft eines Bootes. Wer auf funktionierende Systeme setzt, regelmäßig wartet und im Zweifel auf Redundanz setzt, verschafft sich und seiner Crew wertvolle Reaktionszeit. Ob unterwegs im Küstenrevier oder auf großer Fahrt – eine verlässliche Entwässerung schützt Material, Technik und Menschenleben.
Compass24 empfiehlt: Bilgenpumpe und Sicherheit gehören zusammen gedacht – von der ersten Ausfahrt an.